Das P14 Jugendtheater (benannt nach der ehemaligen Altersbeschränkung für Filme in der DDR) der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin Mitte, ist eines der bekanntesten Jugendtheater/-clubs in Berlin. 1993 forderte die Leitung der Volksbühne (Intendant Frank Castorf, Dramaturg Matthias Lilienthal und Bühnenbildner Bert Neumann) Jugendliche aus der Umgebung der Volksbühne auf, ihr Theater doch selbst zu machen. "Anarchischen Dilettantismus" statt Sozialpädagogik mit gelegentlichem Scheitern inklusive. Mit P14 arbeiteten Ramona Zimmermann, Matthias Kubusch, Bigritte Cuvelier, Bruno Cathomas, Milan Peschel, Andrea Koschwitz.

 

Neues Deutschland, 29.6.1995

„Der Mann im Mond“ ist Sebald (Ulrich Reinhardt). Allein steht er in der Berliner Nacht an einer Straßenbahnhaltestelle und wird von einem Straßenbahner-Sozi (Felix Splanemann) geschwind über die wahren Werte, sprich den Kommunismus, aufgeklärt. Kommunismus, das heißt nämlich teilen, alles auf der Erde zu gleichen Teilen allen geben. Das ist eine schöne Utopie, die für Sebald tödlich endet. Sebald scheitert an der „wahren“ Liebe, denn die ist, wie ihm verständlich gemacht wird, nicht teilbar. Daraufhin geht er zum Totengräber (Maik Tödter) um sich begraben zu lassen, da ihm nun auch die Utopie abhanden gekommen ist – das ist die wohl schönste Szene des Abends.  [...]

Der Name „Jugend ohne Gott“, den sich die wohl bekannteste jugendliche Volksbühnenfangemeinde gab, um fortan, Castorf und Lilienthal beim Wort nehmend, ihr eigenes Theater zu machen, ist Programm. Ästhetisch, wie inhaltlich huldigt man keinem Gott, bedient sich kokettierend hier und dort und findet trotzdem eine eigene Zugangsweise. [...] Ebenso amüsanter, wie spannender, lustvoll-engagierter wie desillusionierter Ausdruck dafür ist ihr neuestes Projekt."

 

Zitty, Nr. 15/1995:

"Zwei Einakter von Werfel und Britting verbreiten im „Grünen Salon“ eine konzentrierte Atmosphäre. Strenge Formen, reduzierte Emotionen, verweilende Sprache, ausgestellte Gestik und Mimik. [...] Durch die Spielweise entstehen eindrucksvolle Bilder und schöne Momente, in dieser geglückten Inszenierung gibt es viele."

P 14 "Jugend ohne Gott"

Volksbühne Berlin

 

Der kleine König, der ein Kind kriegen musste und andere neue Märchen (von Stefan Heym)

 

Projekt- und Spielleitung: Matthias Kubusch & Ramone Zimmermann

Darsteller: Martin Anker, Kirsten Bilz, Nadine Frischmuth, Jana Girlich, Ute Gringmuth-Dallmer, Rolf Gundelach, Maria Hering, Tilla Kratochwil, Ulrich Reinhardt, Nadia Wulff

 

Premiere: 10. Dezember 1994, Grüner Salon Volksbühne Berlin

 

Stunde der Sterbenden (nach Franz Werfel und Georg Britting)

 

Inszenierung: Matthias Kubusch, Ausstattung: Ramona Zimmermann

Choroegraphie: Christina Comtesse

Mitarbeit: Jana Girlich, Requisite: Maike Palm

Darsteller: Martin Born, Nadine Frischmuth, Tilla Kratochwil, Meike Palm, Masha Qrella, Ulrich Reinhardt, Oliver Ruf, Felix Splanemann, Michael Teichmann, Mike Tödter, Nadia Wulff

Mit Mina Drug Store (Mascha Qrella, Rike Schubert, Andreas Hildebrandt, Hannes Lehmann, Noel Rademacher)

 

Premiere 23.6.1995, Grüner Salon der Volksbühne Berlin

 

Fotos: "Stunde der Sterbenden": David Baltzer, Matthias Kubusch