Virilio’s Hose

Ort: St. Martinikirche, Braunschweig

In Zeichen von Globalisierung und fortschreitender (erwünschter oder erzwungener) Mobilität verliert der Begriff „Heimat“ auf einen geographisch fest umschriebenen Raum bezogen zunehmend an identitätsstiftender Bedeutung. Das Projekt "Virilio's Hose" beschäftigt sich mit Kleidung und dem damit verbundenen „Überstreifen“ von Identität und „Heimatgefühl“, welches in dieser Form in unbegrenztem Maße auswechselbar wird: „plastinierte“ Kleidungsstücke, die vom Betrachter temporär „bezogen“ werden können.

"Rasender Stillstand“ (Paul Virilio) – Wenn alle beschleunigen, verharren sie dennoch relativ auf der Stelle.

Bewegung und Aktion heißt noch lange nicht Fortschritt. Erst der Blick auf Orientierungsmarken des Lebens zeigt, ob wir in wichtigen Bereichen tatsächlich vorankommen – nicht nur äußerlich, gemessen an den Symbolen eines erfolgreichen bürgerlichen Lebens, sondern vor allem an den Lebenswerten gelungenen Lebens, die auch noch im Scheitern standhalten. Stichworte wie Mobilität, Dominanz des Jobs, Erfordernisse des Familienlebens und Freizeitausgleich zeigen ein enormes Spannungsfeld, in welchem persönliche Lebensentwürfe unter permanenten Anpassungsdruck stehen.

Paul Virilio sieht Geschwindigkeit als verborgene Seite des Reichtums und der Macht und damit entscheidenden Faktor, der die Gesellschaft bestimmt. Geschichtliche Epochen und politische Ereignisse werden unter diesem Blickwinkel zu Geschwindigkeitsverhältnissen. Seines Erachtens vernichtet die Geschwindigkeit den Raum und verdichtet die Zeit. Dies sei das verhängnisvollste Phänomen des 20. Jahrhunderts.